30 Jahre Kulturfabrik Salzmann in Kassel

Der eingetragene, gemeinnützige Verein wurde im April 1987 von einer Gruppe junger Musiker, Maler und Schauspieler gegründet. Das in der Satzung formulierte Ziel ist die Schaffung eines Forums für Kultur und Kunst, als sinnvolle Nutzung des Industriedenkmals Salzmann (eines der größten in Hessen). Mit jetzt mittlerweile drei Bühnen, einer Ausstellungshalle, mehreren Ateliers, Café und Bistro, ist ein Veranstaltungsort für lokale und regionale sowie internationale Künstler geschaffen worden. Documenta-Schreiber Peter Rühmenkorf überreichte 1987 seinen Preis der "Fabrik". Der Kulturförderpreis der Stadt Kassel wurde 1994 der Kulturfabrik verliehen. 1998 erhielt sie Fördermittel aus der Zippelstiftung. Zum 30-jährigen Jubiläum haben wir mit Geschäftsführer Oliver Leuer gesprochen.

 

Oliver, wann seid ihr gestartet und wie kam es zu eurer Initiative?

Eine Gruppe von Musikerinnen und Musikern, Arbeiterinnen und Arbeitern, Studentinnen und Studenten hat sich seit Anfang der Achtzigerjahre in den Kellern der Salzmannfabrik, der ehemaligen Schwerweberei Salzmann & Comp. in Kassel-Bettenhausen mit Musik, Kunst und alternativen Lebens- und Freizeitaktivitäten beschäftigt. Der Verein hat sich 1987 im Vorfeld der documenta 8 mit dem Ziel der kulturellen, öffentlichen Nutzung und Bespielung der Fabrik gegründet. Das erste Festival hieß „hathat“.


Wie ging es weiter?

Nach einer fortgesetzten Nutzung der ersten drei Jahre haben wir ab 1999 eine Disco als weiteres Konzept an den Betrieb angliedern können. Hiermit ist dann für 12 Jahre und mit mehreren Konzepten und Betreibern eine Grundlage der Finanzierung und ein Geschäftsfeld unserer kulturellen Aktivitäten gelegt worden. Parallel dazu sind wir mit der Theaterarbeit, dem Tanz, der Nachwuchsförderung, Musik und Filmfestivals, der Stadtteilarbeit und diversen Kooperationen mit sozialen und kulturellen Initiativen in Kassel und der Region zu einem festen Bestandteil der Kassler Kulturlandschaft geworden.


Wo steht ihr jetzt? Was sind eure Aktivitäten? Wer ist aktiv?

Wir sind nun in einer Exilsituation mit diversen Ersatzspielstätten, da der Standort Salzmann auf eine Entwicklung und weitere Nutzung wartet. Viele Beteiligte hoffen auf eine baldige Lösung, die auch unsere kulturelle Nutzung wieder ermöglicht. Die Planungen dazu ziehen sich leider schon über einen sehr langen Zeitraum hin, der dem Gebäude und dem Standort Salzmann leider schadet. Aber auch unsere Hoffnung besteht noch und wir sind sehr an der weiteren Entwicklung interessiert und engagieren uns dafür. Wir, das sind der Verein, der Vorstand, die Mitarbeiter in Büro, Bühne und Technik und unser Freundeskreis des Salzmann-Forums. Zusammen sind wir an die 100 Personen. Die Kernarbeit machen derzeit etwa 10 Personen.

 

An welche Veranstaltung oder welches besondere Ereignis erinnert ihr euch am liebsten?

An die Performance der Gruppe Road Clips Art im 3. OG, der Fabrik, das Konzert mit den Fantastischen 4 aber auch an den Open Air Slamrock Poetry Slam mit Felix Römer im Frühsommer diesen Jahres und das Konzert mit Paulina Eisenberg und Noriega Mind in der vergangenen Woche zum Ende der documenta 14.

 

Wie werdet ihr das Jubiläum begehen?

Mit Konzerten, einer Ausstellung, einem Salzmann-Kalender 2018, gutem Essen, und das alles im Sandershaus, einem neuen Kulturort in Kassel-Bettenhausen und Partner für diverse kulturelle und soziale Kooperationen. Seit einem halben Jahr veranstalten wir dort in Zusammenarbeit mit der Kasseler Caritas ein offenes Musikangebot, die „Salonmusik“ von und mit geflüchteten Menschen.

 

Wie bewertet ihr eure bisherige Entwicklung? Seid ihr zufrieden mit dem Erreichten? Wo nicht?

Wir sind nicht gerade über uns hinausgewachsen, sondern machen eine der Soziokultur entsprechende Basisarbeit in unserem Bettenhausen in Kassel östlich der Fulda, einem Stadtteil der von Industrie und demografischen Veränderungen in den vergangenen 30 Jahren geprägt ist. Wir passen uns gut den lokalen und städtischen kulturellen und sozialen Entwicklungen an und folgen gern kulturellen Anstiftungen. So entstand und entstehen weiterhin schöne Projekte und Kooperationen.



Wo seht ihr euch in 5 Jahren?

Wieder in der Salzmannfabrik, das muss doch gehen! Aber auch an anderen Standorten, im Bunker, am Kupferhammer, im Sandershaus – in unseren Stadtteilen.


Wo in 20 Jahren?

Noch fester verankert in der kulturellen Landschaft in Kassel, in Hessen, in Deutschland und Europa ... Verankert unter anderem in einem „Kasseler Kulturverbund“ zur Projektweiterentwicklung und Interessenvertretung der freien Kunst- Kultur- und Sozialszenen.

 

Gibt es noch etwas, das Ihr an dieser Stelle loswerden möchtet?

Ohne die sehr große und kontinuierliche öffentliche und private Unterstützung im Stadtteil, der Stadt und auf Landesebene wäre so eine Arbeit nicht möglich. Das ist wunderbar. Sehr großen Dank dafür...


Oliver, vielen Dank und alles Gute!

Das Interview führte: Bernd Hesse © 2017 LAKS Hessen e.V, www.laks.de