1984 war die Geburtsstunde des Kultur- und Tagungshauses Rauenthal. Im Gespräch mit der LAKS äußert sich Stefanie Börner über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Kultur- und Tagungshauses, das seit vielen Jahren und regelmäßigen Verbandstreffen auch zu einem "Wohnzimmer" der soziokulturellen Szene in Hessen geworden ist.
Wann seid ihr gestartet und wie kam es zu eurer Initiative?
Unsere Kulturarbeit begann sich über unser Café-Kneipen Projekt in Wiesbaden zu entwickeln. Das noch heute bestehende Café Klatsch, ein Kollektivbetrieb war auch der Geburtsort des Vereins zur Förderung von Kultur, Kommunikation und Bildung. Das alles begann 1984. Damals gab es Konzerte, Ausstellungen und Straßentheater in Wiesbaden. Der Verein ist dann 1988 nach Eltville-Rauenthal umgezogen und hat dort das Kultur- und Tagungshaus Rauenthal gegründet und dafür den ehemaligen und seit Jahren leer stehenden Nassauer Hof auf den Kopf gestellt und restauriert. Gefeiert haben wir jetzt das Rauenthaler Jubiläum. Das heißt: 25 Jahre KuTa Rauenthal.
Wie ging es weiter?
Die ersten Jahre gab es hier viele Workshops, Kurse und Veranstaltungen mit dem Schwerpunkt Theater. Dazwischen waren wir eher typisch soziokulturell aufgestellt mit sehr unterschiedlichen bunt gemischten Veranstaltungen und Kursen aus den verschiedenen Genres und Interessensgebieten auch der Mitglieder und Nutzer. Unsere Hochphase würde ich zwischen 1995 und 2005 sehen. Es gab viele Mitglieder und Ehrenamtliche, die sich eingebracht haben.
Wo steht ihr jetzt? Was sind eure Aktivitäten? Wer ist aktiv?
Unser Programm hat sich dahingehend verändert, dass wir die Professionalität und Qualität gesteigert haben, dafür das Angebot in der Quantität aber etwas einschränken mussten. Wir bieten mittlerweile mehr Veranstaltungen im Bereich Konzert und haben dabei ein Mehr an Publikum gewonnen. Es gibt nicht mehr so viele Experimente und Semiprofessionelles. Und das große Zittern, ob Gäste kommen oder nicht, hat sich vermindert. Im Ort sind wir mittlerweile gut angekommen und haben viele interessierte Zuschauer aus Rauenthal selbst und den umliegenden Gemeinden und weniger Publikum aus der Stadt. Leider sind im Laufe der Jahre einige wichtige Vereinsmitglieder weggezogen oder andere Herausforderungen haben sich ergeben. Manche Ehrenamtliche haben weniger Zeit als früher, so dass es schwieriger geworden ist, genügend kulturell Interessierte Menschen, die sich einbringen können, zu finden. Verändert haben sich auch durch das Aufkommen der Ganztagsschulen unsere Angebote für Kinder.
An welche Veranstaltung oder welches besondere Ereignis erinnert ihr euch am liebsten?
Ganz gerne erinnere ich mich an das Menü von Sinnen, eine Zusammenarbeit des Kultur.- und Tagungshauses, den Hofköchen vom Schlachthof Wiesbaden und der Waggonghalle Marburg. Diese Veranstaltungen waren sehr aufwändig, aber immer ausverkauft und eine tolle Mischung von Theater, Tanz, Musik, Gesang und einem besonderen Menü, serviert von den Künstlern selbst.. Ein kulinarisches und kulturelles Highlight vor zehn Jahren, als es diese Verbindung noch so gut wie nirgends gab.
Wie habt ihr das Jubiläum begangen? (War euch zum Feiern zumute?, ...)
Wir haben Ende August nach einigen Diskussionen doch gefeiert. Ein Hoffest mit Theater, Musik, Reden und selbstgemachten Kuchen und Essen. Doch wir haben gerne gefeiert, allein an der Zeit mangelt es bei vielen der Mitwirkenden auch für die Vorbereitungen. Es ist ein sehr schönes Fest geworden.
Wie bewertet ihr eure bisherige Entwicklung? Seid ihr zufrieden mit dem Erreichten? Wo nicht?
Zufrieden sind wir auf jeden Fall mit dem bisherigen Aktivitäten, in die auch viel Herzblut geflossen ist. Wir selbst konnten ja auch ganz tolle Veranstaltungen erleben, und ich glaube, wir haben auch einiges an frischem Wind und auch weitere Projekte nach Rauenthal gebracht. Zum Beispiel eine Modellierwerkstatt, einen ökologischen Schafhof mit Kinderbetreuung und eine eigene Firma zur Energiesteuerung.
Wo seht ihr euch in 5 Jahren?
Da die VereinsgründerInnen, die noch hier leben, die 50er- und zum Teil die 60er-Altersgrenze überschritten haben, hoffen wir weiterhin auf Nachwuchs, jüngere Menschen, die sich einbringen wollen, zum Teil gelingt das auch. Aber es ist noch zuwenig und die Älteren sind natürlich nicht mehr ganz so belastbar wie früher. Das heißt, viele Ältere können sich in fünf Jahren nicht mehr als ehrenamtliche Helfer sehen.
Wo in 20 Jahren?
So weit können wir überhaupt nicht denken, denn wir sind im hier und jetzt immer schon so eingespannt. Aber ich kann nur eine radikale Verjüngung als Chance sehen oder auch eine vollkommene andere Nutzung der jetzigen Räumlichkeiten, zum Beispiel im sozialen Bereich oder als Vergrößerung des angeschlossenen gemeinschaftlichen Wohnprojektes als eine andere Art des Seniorenlebens.
Stefanie, vielen Dank und alles Gute!